Sie machen dich attraktiv, haben „heilende“ Kräfte und sind gut für deine Gesundheit!
Hört sich super an, oder?

Da ich immer häufiger gefragt werde, was ich eigentlich von Superfoods halte und der Trend sich immer weiter verbreitet, möchte ich gerne diesem Thema meinen ersten Blogeintrag widmen.
Schon längst gibt es Superfoods nicht mehr nur in Internetshops und Naturkostläden zu kaufen; Sie haben es schon in die Regale der Supermärkte und sogar Discounter geschafft. Doch woher kommt der Trend des Superfoods und wie sinnvoll sind diese Lebensmittel, denen meist gesundheitsfördernde Eigenschaften zugeschrieben werden wirklich?

Obwohl der Trend um Superfoods jetzt schon eine Zeit lang anhält, gibt es noch keine offizielle Definition oder gesetzliche Regelung. Meist sind sie pflanzliche Lebensmittel, die von Natur aus einen hohen Gehalt an wertvollen Inhaltsstoffen haben. Laut verschiedener Medien und Blogartikeln sollen sie attraktiv, gesund und leistungsfähig machen. Erhältlich sind sie neben der Frucht bzw. Pflanze als solche, auch als Saft, als Pulver gemahlen, oder in Lebensmitteln wie Müslis, Smoothies oder Backwaren verarbeitet. Der Markt boomt und die Umsätze schießen in den letzten Jahren in die Höhe. Kein Wunder also, dass die Lebensmittelwirtschaft den Begriff „Superfood“ als Marketinginstrument nutzt, um ihren Produkten ein positives Image zu verleihen. Doch wissenschaftlich fundierte Beweise für die zum Teil heilenden Wirkungen sind rar. Meist wurden die Effekte nur in Zell-oder Tierversuchen getestet oder die Studie wurde nur mit kleinen Probandengruppen und mit sehr hohen Dosierungen durchgeführt. So wurden z.B. die vorbeugenden Eigenschaften der Cranberry für eine Blasenentzündung von der EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) als wissenschaftlich nicht ausreichend belegt eingestuft. Das gleiche gilt auch für Produkte der Aronia-Beeren, die angeblich Blutgefäße stärken und antioxidative Wirkungen entfalten sollen. Die Nährwertanalysen vieler neuer Superfoods sind durch kommerzielle Interessen beeinflusst und weisen zum Teil erstaunliche Abweichungen zwischen einzelnen Anbietern auf. So kann der Verbraucher nicht sicher sein, in welcher Höhe die versprochenen „Supernährstoffe“ wirklich im Produkt stecken.

Hinzu kommt, dass viele Superfoods aus exotischen und weit entfernten Ländern kommen. Der nach der Ernte vielleicht noch sehr hohe Gehalt an wertvollen Inhaltsstoffen, kann durch die langen Transportwege bis in die deutschen Supermärkte zum Teil erheblich leiden. Oft werden die Produkte zu früh geerntet oder stark verarbeitet, um sie transportfähig und haltbar zu machen. Konservierungs-, Säuerungs-, Antioxidations- oder auch Verdickungsmittel sind daher keine Seltenheit. Auch über die Anbau- und Verarbeitungsbedingungen in diesen Ländern ist oft wenig bekannt und Qualitätsstandards sind meist nicht vorhanden. So wurden z.B. vermehrt Pestizidrückstände in konventionell angebauten Goji-Beeren aus China gefunden. Ein noch völlig unterschätztes Risiko besteht auch bei regelmäßiger Medikamenteneinnahme zusammen mit Superfoods. Forscher haben herausgefunden, dass hierbei Wechselwirkungen, wie Blockaden oder Wirkungsverstärkung, auftreten können. So sollte z.B. bei Granatapfel in Kombi mit manchen Medikamenten ein gewisser zeitlicher Mindestabstand eingehalten werden.

Auch aus ökologischer und vor allem sozialer Sicht, sind diese Produkte dann auch gar nicht mehr so super! Unser vermehrter Konsum von exotischen Superfoods schadet nicht nur – durch die langen Transportwege – der Umwelt, sondern auch den Menschen in den Herkunftsländern und deren Kulturen. Vor Ort kann es zu erheblichem Trinkwassermangel kommen, da die riesigen Anbauflächen ausreichend bewässert werden müssen. Es kann sogar so weit kommen, dass sich viele Einheimische ihre traditionellen Grundnahrungsmittel nicht mehr leisten können, da die Preise für manche Produkte derart steigen. So können sich z.B. viele Einwohner Boliviens keinen Quinoa mehr leisten, da der plötzliche Superfood-Trend in den westlichen Ländern den Preis dafür in die Höhe getrieben hat.

Nach diesen ganzen Aspekten stellt sich doch wirklich die Frage, warum wir dann diesen gehypten Trend überhaupt mitmachen? Zumal man meinen möchte, dass die meisten derer, die diese Produkte kaufen, eigentlich eine gesundheits- und umweltbewusste Lebenseinstellung haben. Mir zeigt das Ganze mal wieder wie medienabhängig und beeinflussbar wir doch alle durch gezielte Werbung sind! Die Lebensmittelindustrie ist Meister darin, die Unsicherheit der Verbraucher für sich zu nutzen und durch attraktive Versprechen ihre Verkaufszahlen in die Höhe zu treiben.
Dabei ist die Lösung so einfach und liegt auch noch in direkter Umgebung. Denn es gibt auch heimische Superfoods, die durch die gewaltige Medienflut an exotischen Produkten eher in den Hintergrund gerückt sind. Regionale und saisonale Obst- und Gemüsesorten, die ausgereift und frisch sind, können hinsichtlich ihres Nährstoffgehaltes genauso überzeugen wie die exotischen Superfoods. Heimische Alternativen sind z.B. Heidelbeeren, Sauerkirschen, schwarze Johannisbeeren, Holunderbeeren, Blaukraut, Wirsing, Brokkoli sowie heimische Nüsse, Samen und Ölsaaten. Statt Chiasamen, können zum Beispiel auch Leinsamen verwendet werden und ganz nebenbei tut man dabei der Umwelt auch noch was Gutes! Es spricht auch sicherlich nichts dagegen, seinen Speiseplan ab und an mit exotischen Superfoods zu bereichern – schließlich schmeckt das ein oder andere nun mal einfach lecker – aber vielleicht verwenden wir es dann mit größerem Bewusstsein und nicht als ein alltägliches Lebensmittel oder aus dem Grund, dass es mich angeblich schlank und gesund machen soll!